Texte

Jetzt wissen wir wenigstens, wer Velo fährt und wer morgens Kaffee trinkt

Publiziert auf lu-wahlen.ch am 29. März 2012

Gestern Abend (28. März 2012) veranstaltete die «Neue LZ» im Hotel Schweizerhof eine Podiumsdiskussion mit allen Kandidierenden für den Luzernr Stadtrat. Dazu ein subjektiver und nicht ganz ernst zunehmender Kommentar über einen Abend, der zwar interessante, aber teils unwichtige Informationen vermittelte.

Bereits vor der Diskussion kannte man die grundsätzlichen Positionen der Kandidierenden. Die Ausnahme bildete lediglich der parteilose Drei Könige-Wirt Marc Welti. Nach der Diskussion kannte man die grundsätzlichen Positionen der Kandidierenden – mit Ausnahme der Positionen von Marc Welti. Bezüglich Welti konnte man an diesem Abend eigentlich bloss in Erfahrung bringen, dass er mal bei einer Velofahrt ohne Licht von der Polizei gebüsst worden ist...

Wer nie Velo fährt, ist CVP-Stadtrat Stefan Roth. Allerdings verursacht er mit seinem Auto kein Verkehrsproblem, so fährt er doch immer vor 6 Uhr ins Büro. Meistens mit Velo fährt dafür Stadtratskollegin Ursula Stämmer (SP) ins Büro; doch möchte sie vermehrt auch zu Fuss zur Arbeit. Die beiden Stadträte haben aber nicht nur mit ihren Arbeitswegmodellen, sondern auch mit ihren Auftritten überzeugt.

Beide wirkten sehr souverän; wohl nicht zuletzt durch den Wissensvorsprung, den sie als bisherige Regierungsmitglieder gegenüber den anderen Kandidierenden haben. 

Ebenfalls einen guten Auftritt legte Beat Züsli (SP) hin. Seine Ansichten formulierte er klar und kurz. Etwas weniger kurz waren jeweils die Ausführungen von Adrian Borgula (Grüne). Die Sachen auf den Punkt zu bringen, scheint (noch) nicht seine Stärke zu sein. Gleich geht es diesbezüglich Manuela Jost (GLP). So will sie die meisten Dinge zuerst einmal «ohne Scheuklappen prüfen.» Fürs erste hat sie diese Prüfungsabsichten sehr eloquent kommuniziert. 

Martin Merki (FDP) hatte einen etwas verhaltenen Auftritt. Immerhin brachte er als einziger die Lärm- und Littering-Problematik der Stadt Luzern auf den Punkt: Das Hauptproblem sind die lärmintensiven Polterabende in der Altstadt. Ein Problem, das bereits klar definiert ist, ist die Prostitution. Für dieses Problem hat Philipp Federer (parteilos) eine Lösung präsentiert: Ein Parkhaus als Arbeitsort für die Prostituierten. Allerdings ist mir nicht ganz klar, ob dann das Parkhaus-Ticket im Preis für die sexuellen Dienstleistungen inbegriffen ist oder nicht.

Am besten auf den Abend hatte sich wohl Rolf Hermetschweiler (SVP) vorbereitet. Er hatte sein Eingangs-Votum fein säuberlich aufgeschrieben; und weil es so praktisch war, hatte er es gleich – mehr oder weniger – vorgelesen. Hermetschweiler braucht morgens übrigens keinen Kaffee, denn er ist ein begeisterter Weintrinker. Ach ja, und dann nahm auch noch Adelino De Sa (Juso) an der Diskussion teil. 

Mein Fazit: Die Diskussion war vor allem unterhaltsam. Auch wegen meines Sitznachbarn, eines Grossstadtrats-Kandidaten der FDP, der seine Frage an Manuela Jost bereits zuhause auf ein A4-Blatt geschrieben hatte. Die Diskussion war interessant. Auch dank der Begegnung mit meinen anderen Sitznachbarn Mario Stübi (SP) und Albert Schwarzenbach (CVP).