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Eine Politiksendung für junge Leute?

Publiziert auf srginsider.ch («Mein Senf»-Kolumne) am 24. März 2015

Illustration: Stephan Lütolf für www.srginsider.ch

Illustration: Stephan Lütolf für www.srginsider.ch

Das SRF produziert Sendungen für Kinder, für junge Leute, für Volksmusikfreunde, für Wissenschaftsinteressierte, für Kulturliebhaberinnen und Kulturliebhaber, für Sportbegeisterte und für viele andere. So produziert das SRF einerseits eine Vielzahl von Sendungen mit einem inhaltlichen Fokus. Dazu zählen beispielswiese Sportübertragungen, Kultursendungen oder Unterhaltungsformate. Anderseits produziert das SRF Unterhaltungssendungen für unterschiedliche Alterskategorien wie «Zamboo» für Kinder, «Virus TV» für Jugendliche oder «Potz Musig» für die reifere Generation. Doch etwas fehlt in diesem breiten Spektrum. Das SRF produziert kein Politikformat für junge Leute – leider.

Eine Politiksendung eigens für junge Leute? Einwände sind schnell gefunden:  Es gibt schliesslich auch keine Nachrichtensendungen für Seniorinnen und Senioren oder Sportsendungen für Kinder.  Man möge mir auch entgegnen, dass es ab und zu einen «Club extra» gebe: Man lädt dann junge Personen ein, diskutiert an einem coolen Ort über Politik und peppt die ganze Sache mit einem Slam-Poetry-Beitrag auf. Das muss reichen, ist man versucht zu sagen. Aber es reicht eben nicht. Ein Politikformat für junge Menschen muss nicht nur ein bisschen cool sein  –  es muss sich ernsthaft mit der Logik seiner Zielgruppe auseinandersetzen und es sollte eine gewisse Kontinuität haben. Aber warum braucht es eine solche Sendung? Es braucht Sie, weil zu wenige junge Menschen an die Urne gehen. Unser Fernsehen und Radio hat einen zentralen Auftrag: Es muss alle (!) Menschen in unserem Land bei der politischen Meinungsbildung unterstützen und somit die Teilnahme an Wahlen und Abstimmungen fördern. Damit sind auch junge Menschen gemeint. Sie sollten die Chance haben, sich ihrer Generation entsprechend auf den Kanälen des SRF über Politik informieren zu können. Seien wir ehrlich: Es ist doch absolut verständlich, dass abgehobene und mit Fremdwörtern durchtränkte Diskussionen von älteren Damen und Herren auf junge Menschen nicht gerade anziehend wirken.

Klar, kritisieren ist einfach. Es besser zu machen ist schwieriger. Aber fürs Bessermachen gibt es ja genügend bezahlte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim SRF. Trotzdem will ich nicht nur kritisieren, sondern auch ein, zwei Ideen ausführen: Man muss nicht einmal weit suchen, um mögliche Sendekonzepte zu finden. Auf dem Jugendsender Joiz debattieren beispielsweise regelmässig Jungpolitikerinnen und Jungpolitiker. Das macht Spass, auch wenn die Politiksprösslinge ab und zu etwas zu offensichtlich die bekannten Argumentationen der etablierten Politikgeneration übernehmen. Doch die Sendung bleibt nahe am Publikum. Es macht Spass, dass die Fragen in der angesprochenen Sendung nicht nur von der Moderatorin oder dem Moderator stammen, sondern auch von den Fernsehzuschauerinnen und Fernsehzuschauern über Social Media. Einen anderen guten Ansatz, die junge Generation über Politik zu informieren, präsentiert Easyvote: Mit Videos werden die Abstimmungsvorlagen kurz und verständlich erklärt. Warum spielt man diese Videos nicht einfach in eine junge Politiksendung ein? Die Macherinnen und Macher dieser Formate folgen der Logik der jüngeren Generation. Wer Aufmerksamkeit will, muss schnell, informativ, unterhaltsam und authentisch sein. 

Und noch etwas: Die junge Politiksendung sollte nicht analog der Arena am Freitagabend nach 22.00 Uhr über den Äther gehen. Dann ist die junge Generation unterwegs. Das neue Format muss unabhängiger sein – von Zeiten und von einzelnen Kanälen. Und der Vorteil von einem anderen Sendeplatz: Jonas Projer kann neben der Arena auch noch gleich durch die neue junge Politiksendung führen.